Und wieder ist Weihnachten …
Und als würde es nicht genügen, dass uns Krankheit oder Unfälle geliebte Menschen nehmen, werden zusätzlich Menschen durch Gewalt, Krieg, Verbrechen und Konflikte aus dem Leben gerissen. Ob der Verlust nun gerade jetzt eingetreten ist oder der schmerzliche Abschied schon lange Jahre zurückliegt – die Trauer bleibt für immer. Und jeder wird feststellen: "Die Zeit heilt nicht alle Wunden!"
"Frieden auf Erden" lautet das Weihnachtsversprechen. Doch scheint derzeit die Erfüllung zunehmend unwahrscheinlicher in einer Welt, in der immer mehr Menschen sich selbst, ihre Religion, ihre Nationalität oder Wohlstand über alles andere stellen. Wenn Weihnachten das Licht in die Welt bringen soll – als Zeichen der Hoffnung – dann kommt diesem Fest auch die besondere Bedeutung zu, vielleicht den Weg aus dem Dunkel zu zeigen. Was kann man also lernen von Weihnachten, der einprägsamen Geschichte von der Geburt eines Kindes in einem Stall unter Tieren in der Fremde, wo es keinen Platz mehr in einer Herberge gab? Ein kleines Kind, vor dem sich schon König Herodes fürchtete und seine Krieger ausschickte, um es zu suchen, kann die Welt verändern. Ein Kind in der Krippe, das nicht mehr zu geben hatte, als die Liebe, trug den Gedanken der Nächstenliebe als Basis des friedlichen Miteinanders in die Welt.
Im christlichen Glauben symbolisiert der helle Stern von Bethlehem – die Idee, dass durch die Geburt Jesu das Licht in die Welt gebracht wurde. Doch ein Blick in die Welt zeigt, dass es nicht heller wird, eher düsterer. Menschen werden zum Spielball von Mächtigen und Machtgierigen. Und nur allzu schnell wird vergessen, wieviel Leid Menschen durch Menschen schon erfahren haben durch Intoleranz, Neid und Hass.
Wenn Weihnachten wieder ein Fest der Freude für alle werden soll, dann muss man vielleicht mehr Licht in die Welt bringen. Symbolisch wurde in diesen Tagen das Friedenslicht aus Bethlehem weltweit zu den Menschen getragen. So kann jeder ein Licht im Advent sein, das durch jede weitere Kerze heller leuchtet und mahnt. Die Weihnachtslichter besiegen die Finsternis und bieten zugleich Orientierung im Hinblick auf grundlegende Menschenrechte und den respektvollen Umgang miteinander, weil Freiheit auch immer die Freiheit der Andersdenkenden ist. Gerade dazu braucht es oft eine große Portion christliche Nächstenliebe. Das ist besonders wichtig in einer Welt, in der Symbole gerne gekapert werden von denjenigen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen oder überhöhen wollen.
Die wahre christliche Botschaft ist hingegen allen Diktatoren, Verbrechern und Kriegsherren ein Gräuel. Denn Nächstenliebe passt nicht in ihre menschenverachtenden Weltbilder.
"Frieden auf Erden" lautet das Weihnachtsversprechen, das man wohl nicht von dem Gruß der Engel trennen darf: "Fürchtet Euch nicht!" Fürchten wir uns also nicht, im Sinne des Kindes in der Krippe in Bethlehem Licht in die Welt zu bringen, für eine tolerante, freiheitliche und friedvolle Gesellschaft. Nur dann, kann für alle wieder Weihnachten sein!
Michael Gamisch
Kommentar schreiben