Von der Schulbank in Eltville nach Kenia
Der 19-jährige Robin Lorenz arbeitet im Rahmen des Weltwärts-Programms NGO Play Handball
Rheingau. (ds) –
Der 19-jährige Robin Lorzenz hat 2024 sein Abitur am Eltviller Gymnasium gemacht. Seit Anfang September ist er in Kenia und arbeitet hier im Rahmen des Weltwärts-Programms für die NGO Play Handball, die vom Deutschen Handballbund unterstützt wird.
Handball ist seit seiner Kindheit ein großer Teil des Lebens von Robin Lorenz. 13 Jahre lang war er aktiver Spieler bei der TG Eltville und habe in dieser Zeit viel vom Sport gelernt – Teamgeist, Durchhaltevermögen und Respekt. Nun steht er in Kenia als Trainer auf der anderen Seite. Gemeinsam mit den Kindern baut er jeden Tag aufs Neue die spendenfinanzierten Tore auf einem einfachen Sandplatz auf.
Der Alltag ist sehr anders als in Deutschland: Morgens unterrichtet Robin an einer kleinen Schule, an der er direkt am ersten Tag eine Klasse bekommen hat. Das sei anfangs relativ überfordernd gewesen, "da wir auch nur drei Bücher pro Fach für acht Kinder haben." Mittlerweile habe er sich aber eingefunden und unterrichtet Social Studies, Environment, Deutsch und Mathematik. Jedes Kind hat ein Schreibheft und einen Bleistift, doch Radiergummi und Spitzer werden von mehreren Klassen geteilt. "Wenigstens unterrichte ich an einer Privatschule. In der öffentlichen Schule sitzen 80 Kinder in einer Klasse", berichtet Robin.
Nach der Schule geht es dann auf das Handballfeld. Mit zehn Bällen für 50 Kinder wird dann eineinhalb Stunden die 5. bis 7. Klasse einer öffentlichen Schule im Handball trainiert. "Doch Handball ist hier weit mehr als nur ein Sport. Ich versuche, den Kindern durch das Spiel wichtige Werte zu vermitteln: Respekt für sich selbst, für andere und für die Umwelt. Außerdem versuche ich, einen Safespace zu schaffen, in dem sie sich sicher fühlen können – frei von Schlägen, die leider hier oft zum (Schul-)Alltag gehören." Ein besonderes Anliegen ist Robin, Geschlechtergerechtigkeit zu fördern. Er möchte den Mädchen zeigen, dass sie mehr können als nur im Haushalt zu helfen, und den Jungs, dass auch sie Verantwortung im Haushalt übernehmen können.
Eine besondere Bereicherung war der Besuch von Fabian Korell, dem Bundesliga-Jugendtrainer der Berliner Füchse. In einem dreitägigen Workshop zeigte er, wie die Trainings noch besser gestaltet werden können. Dazu gab es eine großzügige Spende von Handbällen, die die Arbeit von Robin enorm erleichtert.
"Die letzten 100 Tage haben meinen Blick auf die Welt verändert. Wir in Deutschland haben so viele Privilegien, die wir als selbstverständlich betrachten: Ein soziales Sicherungssystem, das einen auffängt in finanzieller Notlage, eine verpflichtende Krankenversicherung und eine sehr gute Gesundheitsversorgung, sauberes Trinkwasser aus dem Hahn, und einen Mindestlohn", so Robin. "Hier gibt es das alles nicht oder steht nur den sehr reichen Bürgern zur Verfügung. Stromausfälle sind für mich Alltag geworden. In vielen kleinen Dörfern oder Slums gibt es nicht mal fließend Wasser und nur ein Loch im Boden als Toilette und Regenwasser zum Duschen. Daran musste ich mich erstmal gewöhnen", fährt der junge Mann fort.
Er plant, in den nächsten Wochen ein ganz besonderes Projekt zu besuchen: Miale, die Partnerschule des Eltviller Gymnasiums, die im Kibera-Slum in Nairobi gebaut wurde. Sie ist nur eine Stunde von seinem derzeitigen Wohnort entfernt.
"Mein Projekt wird zu 75 Prozent vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt. Die restlichen 3.500 Euro muss ich selbst aufbringen. Aktuell fehlen mir noch 300 Euro. Jeder Euro, der über mein Spendenziel hinausgeht, werde ich direkt für dringend benötigtes Schulmaterial und Handballequipment einsetzen. Über Gofundme, eine Website extra für Spenden, kann man mich ganz einfach unterstützen (https://gofund.me/97516ca2)", hofft Robin auf Unterstützung aus der Heimat.
"Ich freue mich über jede Unterstützung und lade Sie ein, mich auf meiner einjährigen Reise zu begleiten. Gerne können Sie mich auf meiner Website oder Instagram-Seite besuchen, wo ich regelmäßig über meine Arbeit berichte (https://www.robin-lorenz.de)", schließt Robin seinen Bericht.
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