Zum besseren der Gesellschaft

Lotto-Chef Martin Blach spricht über seine Zeit im Rheingau und seine neuen Aufgaben

Martin Blach genießt das Gespräch in der Rheingau Echo Lounge sichtlich. Seine Stellen beschreibt er als "Traumjobs".
Martin Blach genießt das Gespräch in der Rheingau Echo Lounge sichtlich. Seine Stellen beschreibt er als "Traumjobs".

Link zum kompletten Interview im Video.

Martin Blach, ehemaliger Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Eberbach, hat in seiner neuen Rolle als Geschäftsführer von Lotto Hessen große Verantwortung übernommen. Mit seinen innovativen Ideen hat er das Kloster Eberbach auf bundesweite Bekanntheit gebracht und setzt nun seine Fähigkeiten bei Lotto Hessen ein, um soziale Projekte zu fördern und die Menschen sicher in das Glücksspiel einzubinden.

Niemals geht man ganz. Dieses Motto gilt auch für Martin Blach. Nach knapp 14 Jahren als Vorsitzender im Vorstand der Stiftung Kloster Eberbach hat der 48-Jährige vor rund zwei Jahren das Amt als Geschäftsführer von Lotto Hessen übernommen. "Ich muss aber sagen, dass ich den Rheingau und die Region vermisse", gibt der gebürtige Frankfurter zuletzt beim Talk mit Chefredakteur Michael Gamisch in der Rheingau Echo Lounge zu. "Ich habe hier tolle Jahre verbracht, einen Traumjob ausgeübt und die ein oder andere Duftmarke gesetzt."

Diese Duftmarken habe er trotz Widrigkeiten setzen können. Blach sei bereits bei der Übernahme des Postens als Vorstandsvorsitzender der Stiftung klar gewesen, dass er auch unangenehme Entscheidungen hätte treffen müssen. "Die Stiftung lag damals am Boden. Es gab einen Korruptionsfall. Zunächst mussten neue Strukturen geschaffen werden", erklärt der 48-Jährige.

Nach der Umstrukturierung des internen Managements sei es dann an der Zeit gewesen, das Kloster Eberbach auf "bundesweiter Ebene bekannt zu machen". Um dies zu erreichen, hat Blach im Jahr 2016 die Aufzeichnung der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar" (DSDS) im säkularisierten Kloster eingefädelt. Dieser Schritt löste bei den traditionsbewussten Rheingauerinnen und Rheingauern Empörung aus. Blach weiß, dass die Menschen in der Region durchaus "meinungsstark" sind und sagen, wenn "ihnen etwas nicht passt". Der damalige Vorstandsvorsitzende sollte allerdings Recht behalten. "Die Show war ein riesiger Erfolg. Die Besucherzahl ging im Anschluss durch die Decke", resümiert er die Auswirkung für das Kloster durch DSDS. Durch seinen Hintergrund als gelernter Diplom-Theologe musste Blach eine persönliche Balance zwischen Ökonomie und Ethik finden. "In erster Linie ging es bei der Stiftung um knallharte BWL. Die Theologie war in der Menschenführung hilfreich", erinnert sich der 48-Jährige. Dieses Zusammenspiel sei auch ein Grund gewesen, dass die Stiftung des Klosters zur erfolgreichsten in der Bundesrepublik ausgezeichnet worden sei. Trotz anfänglicher Skepsis der Rheingauer sowie Streitigkeiten über die Veranstaltungen oder Parkplatzgebühren ist dies in Bedauern umgeschlagen, als Blach seinen Abschied verkündete.

Von einem Traumjob
in den nächsten

Doch auch wenn Blach einen Traumjob aufgeben musste, hat er gleich den nächsten gefunden, versichert er. "Es gibt kaum etwas Schöneres, als Menschen die Botschaft zu überbringen, dass sie Millionärin oder Millionär sind, und diese Emotionen dann zu teilen." Der Job als Geschäftsführer von Lotto Hessen biete aber auch andere Reize. "Ich arbeite nun mit rund 200 Kolleginnen und Kollegen zusammen, erwirtschafte einen Umsatz in Höhe von 750 Millionen Euro und tue viel fürs Gemeinwohl", fasst der Geschäftsführer die Dimensionen seines Jobs zusammen. Dadurch eröffnen sich größere Gestaltungsräume und Verantwortungsbereiche. Es geht nicht nur darum, Millionäre zu machen, betont Blach, Lotto Hessen sorgt auch dafür, dass sich "Glücksspiel in sicheren Händen" befindet und gleichzeitig die Gesellschaft davon profitiert.

Außerdem können sich die Gewinner in der Wiesbadener Unternehmenszentrale beraten lassen, wenn sie einen Hochgewinn erzielen. Dieses freiwillige Angebot werde nicht von allen Gewinnern in Anspruch genommen. Im Jahr 2023 hat Lotto Hessen 21 Menschen einen Gewinnbetrag in Millionenhöhe ausgezahlt, teilt das Unternehmen in seiner Jahrespressekonferenz mit. "Wenn man solch eine Summe an Geld gewinnt, gilt es, erstmal Ruhe zu bewahren", rät Blach. Ferner empfiehlt der Geschäftsführer, niemandem vom Gewinn zu erzählen und womöglich die Bank zu wechseln, um anonym bleiben zu können.

Doch auch wenn der Gewinn ausbleibt, profitieren die Spielerinnen und Spieler von der Lotterie. 20 Prozent eines jeden Euros fließen in soziale Projekte. Laut der Jahrespressekonferenz des staatlichen Unternehmens ist im vergangenen Jahr ein Gesamtvolumen von rund 265 Millionen Euro für die Gesellschaft erwirtschaftet worden. "Konkret unterstützen wir beispielsweise damit Vereine, die Denkmalpflege oder ein Projekt, wodurch geflüchtete Frauen das Fahrradfahren erlernt haben", zählt der Geschäftsführer auf.

Obwohl die Lotterie viele Leben positiv beeinflusst und einen Beitrag zur Gesellschaft leistet, assoziieren viele mit Glücksspiel ein zwielichtiges und unseriöses Image. Der neue Geschäftsführer möchte diesem Vorurteil entgegenwirken. "Von der Lotterie ist bisher noch keiner süchtig geworden", ist sich Blach sicher. Hierfür investiere Lotto Hessen beispielsweise in regelmäßige Schulungen der Verkaufsstellenleiter zum Thema Suchtprävention und den Spieler- und Jugendschutz. "Nur wenn wir ein gutes Angebot schaffen", betont der Geschäftsführer, "können wir verhindern, dass die Spielerinnen und Spieler in den Schwarzmarkt abwandern und dort ungeschützt sind". Dieser Schwarzmarkt herrsche oftmals in Spielhallen vor.

"Wir müssen umdenken. Unsere Verkaufsstellen haben ein enormes Problem der Wirtschaftlichkeit", argumentiert Blach. Durch die Krisen – wie die Inflation – oder Veränderungen – wie die Einführung des Mindestlohns – stehen die rund 2000 Standorte stark unter Druck. Dabei seien diese weit mehr als einfache Filialen, um den Lottoschein abzugeben. "Gerade im ländlichen Raum sind unsere Verkaufsstellen auch gleichzeitig soziale Treffpunkte", sagt der 48-Jährige. Lotto-Selbstbedienungsterminals können unter Umständen Trends wie beispielsweise der Nachfolgeproblematik entgegenwirken. Deshalb werden auch alle Optionen geprüft – zu denen die Spielhallen als mögliche Standorte von solchen Selbstbedienungsterminals gehören, erklärt Blach und fügt hinzu: "Wenn wir uns für die Spielhallen entscheiden, dann nur hinter der Oasis-Schranke." Oasis ist ein bundesweites Spielersperrsystem, das zur Bekämpfung der Glücksspielsucht eingesetzt wird. Nur gegen Vorlage eines gültigen Ausweises und einer Freigabe durch das System könne gespielt werden.

Um zu zeigen, dass Lotto ein Glücksspiel ist, spielt der Geschäftsführer ebenfalls jede Woche mit. Selbstverständlich mit einer Kundenkarte. Jeder Lottospieler sollte sich eine anschaffen, empfiehlt Blach. Für Mitarbeiter der Lotterie sei diese sogar Pflicht. Mit einer Karte der Lotterie könne den Spielern kein Geld mehr durch die Lappen gehen. Im vergangenen Jahr seien Gewinne in Summe von mehr als zwei Millionen Euro nicht abgeholt worden. Mittlerweile befinden sich rund 500.000 Kundenkarten allein in Hessen im Umlauf. Anhand seiner Funktion und der Erfahrung aus zwei Jahren als Geschäftsführer, der selbst regelmäßig mittels "Quicktipp" immer neue, zufällige Zahlen spielt, abschließend Tipps für den Schein: "Vermeiden Sie die Zahlen sieben und 19. Die werden am häufigsten genommen. Am besten ist es, bei jedem Spiel neue Zahlen zu nehmen."

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