Pfosten statt Regionalliga-Meisterschaft

Nach Remis der Sportfreundinnen gegen Bretzenheim fällt Entscheidung im letzten Saisonspiel

Fotos: Sportfreunde Budenheim / Ingo Fischer
Jona Reese war als Budenheimer Rückraum-Motor insbesondere in der ersten Halbzeit von ihren Bretzenheimer Gegenspielerinnen kaum in den Griff zu bekommen.
Jona Reese war als Budenheimer Rückraum-Motor insbesondere in der ersten Halbzeit von ihren Bretzenheimer Gegenspielerinnen kaum in den Griff zu bekommen.

Fünf Sekunden vor dem Abpfiff ist Budenheims Top-Torschützin, Sophie Weber, der elfte Treffer um Haaresbreite versagt geblieben. Damit endete das Spitzenspiel der Sportfreunde Budenheim beim härtesten Verfolger TSG Bretzenheim 2 ohne Sieger, 27:27 unentschieden. Die Entscheidung um die Frauen-Regionalliga-Meisterschaft fällt nun am letzten Spieltag, wenn Budenheim und Bretzenheim am 5. April jeweils auswärts im Fernduell gegeneinander antreten. Die Sportfreundinnen treffen dabei im Saisonfinale ab 18 Uhr in der Bodenheimer Halle „Am Guckenberg“ auf die Rheinhessen Grapes.

Das vorletzte Saisonspiel war nicht nur ein echtes Regionalliga-Derby, sondern zugleich ein Top-Spiel der Sportfreundinnen (30:6 Punkte, Platz 1) bei der zweitplatzierten TSG 1846 Bretzenheim II (29:7 Punkte). Gewinnt Budenheim, wäre die Regionalliga-Meisterschaft perfekt. Gewinnt Bretzenheim, wäre sie aus Sicht der Sportfreundinnen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit im Eimer. Entsprechend gefüllt war die Mombacher Sporthalle „Am Großen Sand“, in die das Bretzenheimer Heimspiel wenige Tage zuvor verlegt worden war. Mehr als 400 mitfiebernde Zuschauer auf beiden Seiten trugen ihren Teil zu einer Spitzenspiel-Atmosphäre bei.

Auch aufseiten des Gäste-Teams sorgten viele Fans für Stimmung, insbesondere die E-Jugend-Mädchen, die 60 Minuten „Budenheim! Budenheim!“ skandierten. Nach dem Spiel waren nicht wenige von ihnen heiser und hatten rotgeklatschte Handflächen. „Die Stimmung war überragend“, sagte Sportfreundin Lara Sagner nach dem Spiel. „Es ist einfach schön, wenn wir trotz bebender Halle unsere E-Mädels deutlich auf dem Spielfeld hören können, die über die gesamte Spielzeit hinweg unermüdlich alles für uns gegeben haben!“

Budenheim startete energisch: Bereits im ersten Angriff erzielte Kreisläuferin Dorina Nahm das 1:0 (1. Minute), doch Bretzenheim konterte zum 1:2 (5. Minute) – dies sollte die einzige Führung der Gastgeberinnen in der ersten Halbzeit gewesen sein. Es entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, bei dem sich Budenheim nicht nur optische Vorteile erarbeiten konnte: Zwischenzeitlich lang das von Nikoletta Nagy trainierte Gästeteam mit drei Toren vorne (9:6, 15. Minute), insbesondere Jona Reese, die im Spielverlauf sieben Tore erzielte, war in dieser Phase kaum zu stoppen. Bretzenheims Trainerin Hanna Dankwardt nahm eine Auszeit und brachte ihre Spielerinnen zurück auf Kurs: Die Gastgeberinnen sortierten ihre Abwehr neu und glichen zum 9:9 (20. Minute) aus. Kurz vor der Pause erzielte Sportfreundin Sophie Weber das 14:13. Mit dieser knappen Gäste-Führung ging es in die Kabinen.

Bis zur letzten Sekunde

Die zweite Hälfte trieb die Spannung auf die Spitze. Budenheim hatte weiterhin die spielerisch besseren Mittel, aber Bretzenheim hielt mit der höheren Emotion und mehr Kampfgeist dagegen. Besonders deutlich wurde das mit Blick auf die beiden Bänke: Die Ersatzspielerinnen der Gastgeberinnen „brannten“ und feuerten die Bretzenheimer Akteurinnen bei jeder Aktion lautstark an – die Budenheimer Bank wirkte hingegen vergleichsweise verhalten. Den besseren Start erwischten denn auch erneut die Damen aus Mainz, die beim 14:15 (32.) erstmals seit der Anfangsphase wieder vorlegen konnten. Anschließend wechselte die Führung mehrfach hin und her, doch keines der Teams konnte sich mehr als zwei Tore absetzen. Zweieinhalb Minuten vor dem Ende sorgte Sophie Weber per Siebenmeter für das 27:27 – es war bereits ihr zehnter Treffer in diesem Spiel.

Bis zum Showdown fielen keine Treffer mehr: Bretzenheim nimmt 33 Sekunden vor Schluss eine taktische Auszeit und bringt anschließend eine siebte Feldspielerin – die Halle bebt! Budenheim blieb fokussiert, erzwingt 17 Sekunden vor dem Abpfiff einen technischen Fehler und erobert so den Ball. Die Chance auf den Lucky Punch und die Meisterschaft. Nikoletta Nagy nimmt die Budenheimer Auszeit. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff landet der Ball auf Rechtsaußen bei Sophie Weber, die kurz nach innen antäuscht, dann außen vorbeigeht und unmittelbar vor dem Abschluss einen leichten Schubser ihrer Gegenspielerin Lisa Kohrt bekommt. Sie wählt die lange Ecke: Posten! Für einen Strafwurf reicht die vorangegangene Abwehraktion nicht – ebenso wenig wie das anschließende Stopp-Foul der Budenheimerin Jona Reese an Katharina Rausch auf Höhe der Mittellinie, die damit drei Sekunden vor Spielende einen letzten Gegenstoß unterbindet. Rausch hat an diesem Tag bereits acht Treffer für ihr Bretzenheimer Team erzielt. Doch ihr letzter, schon nach der Schlusssirene direkt ausgeführter Freiwurf ist viel zu weit vom Tor entfernt, um auch nur ansatzweise gefährlich für die starke Budenheimer Keeperin Michelle Nicolay werden zu können. Die Partie endet also genauso wie das Hinspiel mit 27:27.

Was soll da noch schiefgehen?

Die Meisterschaft bleibt dadurch auf des Messers Schneide. Aber sie bleibt in Budenheimer Hand, die mit nun 31:7 Punkten weiterhin vor der TSG Bretzenheim 2 (30:8 Punkte) und der TSG Haßloch (28:8 Punkte) liegen, die ebenfalls noch im Titelrennen ist. Mit einem Auswärtssieg im letzten Spiel wäre Budenheim die Meisterschaft sicher, möglicherweise reicht sogar ein Unentschieden – worauf sich natürlich niemand verlassen will.

Nach einem spielfreien Wochenende warten am kommenden Samstag um 18 Uhr die „Rheinhessen Grapes“ in der Bodenheimer Halle „Am Guckenberg“. Die Frauenspielgemeinschaft Bodenheim/Gonsenheim/Schott ist ein Gegner, der trotz 13:23 Punkten und Platz sieben keineswegs zu unterschätzen ist, wovon nicht zuletzt das Hinspiel zeugt, das in der heimischen Waldsporthalle nur 24:24 unentschieden ausging. Die gute Nachricht: Die Budenheimer E-Jugend-Mädels werden wieder mitreisen und ihre Sportfreundinnen erneut von der ersten bis zur 60. Minute lautstark anfeuern. Was kann da noch schiefgegen?

Für die Sportfreundinnen spielten und trafen: Melissa Kirchner, Michelle Nicolay – Sophie Weber (10/1), Jona Reese (7), Dorina Nahm (4), Alexandra Flebbe (3), Lara Sagner (2), Lia Römer (1/1), Ylea Winter, Franziska Stein, Emily Reese, Doruntina Sulejmani, Franca Fürschütte, Ariane Hilbig, Valentine Pott, Anna Brunn.

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