Budenheim. (rer) –
Um ein Haar wäre die Auswärtsfahrt der Budenheimer Bundesliga-B-Jugend zur JSG Bonn noch vor der Autobahnraststätte Hunsrück zu Ende gewesen – ihr Mannschaftsbus war mit Motorschaden liegen geblieben. Doch irgendwie schafften es die Sportfreunde dann noch nicht nur rechtzeitig nach Bonn – sondern nahmen beim Ligaprimus zum Abschluss der Vorrunde auch noch beide immens wichtige Punkte mit auf die Heimreise.
Mit hoher Geschwindigkeit donnert ein LKW haarscharf am mit Motorschaden auf dem Standstreifen der A61 liegengebliebenen Bus der Sportfreunde vorbei. Ein kurzer Schock für die Spieler sowie alle Begleiter, und ein schlechter Einstieg in einen Tag, der den Sportfreunden Großes bringen sollte. Aber in der Not halten Rheinhessen zusammen und so organisierte der um Hilfe gebetene befreundete Verein TSG Ober-Hilbersheim kurzfristig zwei Kleinbusse, die die Spieler und einen Teil des Betreuerteams nach Bonn brachten. Ein Ersatzbus mit der restlichen Budenheimer Entourage kam dann ebenfalls noch fast pünktlich an, sodass die Schiedsrichter das abschließende Vorrunden-Spitzenspiel Erster (Bonn, 15:3 Punkte) gegen Zweiter (Budenheim, 12:6 Punkte) mit nur wenigen Minuten Verspätung anpfeifen konnten.
Zwar stand schon vor der Begegnung fest, dass beide Teams für die Meisterrunde qualifiziert waren – dennoch war das Spiel sehr wichtig, da die drei qualifizierten Teams ihre Punkte aus den direkten Vergleichen mit in die Meisterrunde nehmen. Es ging also um eine möglichst gute Ausgangslage für das nächste Ziel: Kampf um die Viertelfinal-Teilnahme der Deutschen U17-Meisterschaft. Zwar hatte bislang noch kein Team einen Punkt beim Spitzenreiter mitgenommen, doch nach dem Mitte Oktober mit 36:30 deutlich gewonnenen Hinspiel in der Waldsporthalle konnten sich die Sportfreunde Hoffnung machen.
Abwehrreihen überragen
In der Abwehr konnten die Sportfreunde von Beginn an überzeugen. Stark im 1:1 gegen körperlich unterlegene, aber hochtalentierte und individuell sowie taktisch stark agierende Gastgeber, machte es der Gast den Hausherren schwer. Bonn musste in jedem Angriff und für jedes Tor hart arbeiten, während Budenheim ein ums andere Mal zu Ballgewinnen und schnellen Wurfabschlüssen per Gegenstoß kam. Einziges Manko der Sportfreunde: die Torausbeute!
Gegen den überragenden Torwart der Bonner, Henri Wiechers, vergab man reihenweise Großchancen und zog selbst bei freien Würfen häufig den Kürzeren. Abgesehen von der Abschlussquote überzeugten die Sportfreunde jedoch von Beginn an. Da auch der Budenheimer Torwart Paul Kohlmaier einen sehr guten Tag erwischt hatte, entwickelte sich das Spiel nicht zu einem Torfestival. Am Ende haben die Sportfreunde nur 23 Gegentore kassiert, so wenig wie noch nie. Aber auch nur 26 Tore geworfen – ebenfalls so wenig wie nie in der nun abgeschlossenen Vorrundengruppe.
Der Bonner Trainer, Tobias Swawoll, nahm in der 15. Minute beim Stand von 5:4 für Budenheim die erste Auszeit. Doch anschließend kam statt seinem das Gästeteam besser in Fahrt und konnte den Vorsprung durch einen 5:2-Lauf auf vier Treffer zum 10:6 (26. Minute) erhöhen. In dieser Phase sorgte die harte zweite Zwei-Minutenstrafe (21. Minute) gegen Budenheims Kreisläufer und Abwehrspezialisten Henri Schleif für Unruhe auf der Trainerbank. Da eine weitere Hinausstellung gleichbedeutend mit der Roten Karte gewesen wäre, entschied das Trainergespann Fabian Vollmar / Kai Schiebeler, seinen Abwehrchef bis Ende der Halbzeit nicht auf die Platte zurückzuschicken. Seinen Part im Mittelblock übernahm Timo Schorr, der seine Aufgabe in der Folgezeit – die weit länger dauern sollte als geplant – souverän erledigte. Mit einer 13:9-Führung gingen die Sportfreunde in die Pause.
Die rote Linie
überschritten
Henri Schleif begann auch die zweite Halbzeit auf der Bank, um nicht in die Bredouille zu geraten. Doch um eine Zweiminutenstrafe zu bekommen, müssen Handballer nicht unbedingt auf der Platte stehen. Nach einer Parade seines Keepers Paul Kohlmaier sprang Schleif kurz nach Wiederanpfiff jubelnd mit beiden Beinen über die rote Spielfeldmarkierung (32. Minute). Damit gilt er laut Reglement als zusätzlicher Feldspieler – was seine dritte Zeitstrafe und die Rote Karte nach sich zog. Obwohl die Spannung und Atmosphäre in der Halle nun deutlich stiegen, kam im Spiel der Sportfreunde dennoch keine Hektik auf. Die abgebrüht agierenden Gäste konnten beim Stand von 17:11 (42. Minute) und 18:12 (45.) kurzfristig sogar auf sechs Tore Vorsprung stellen.
Doch in der Jugendbundesliga Handball (JBLH) geben Teams nicht auf: Nur fünf Minuten später war Bonn beim 21:18 (51.) mit nur noch drei Treffern Rückstand wieder im Rennen, um dann in der 57. Minute beim 24:22 gar auf zwei Tore zu verkürzen. Der anschließende Bonner Treffer zum 25:23 drei Minuten vor Ende sollte dann aber der letzte der Gastgeber gewesen sein, trotz Überzahlsituation nach einer berechtigten Zeitstrafe für Budenheims Rechtsaußen Ole Schiebeler. So konnte Alvar Matsuura 33 Sekunden vor dem Abpfiff den Sack mit seinem finalen Treffer zum 26:23-Endstand zumachen.
Sehr gute Ausgangslage
Ihre Vorrundengruppe 6 beenden die Sportfreunde dadurch mit 14:6 Punkten hinter der Bonner JSG (15:5) und vor dem Last-Minute-Qualifikanten Handballclub Koblenz (9:11 Punkte) auf Rang 2. Im direkten Vergleich der drei Meisterrunden-Qualifikanten allerdings stehen die Sportfreunde Budenheim mit 6:2 Punkten und einer Tordifferenz von +18 ganz vorne, gefolgt von der Bonner JSG (3:5 Punkte, +6 Tore) und dem HC Koblenz (3:5 Punkten, -24 Tore). Diese Punkte nehmen die Teams mit in ihre aus sechs Mannschaften bestehenden Meisterrunden-Gruppe, in der sie nicht erneut gegeneinander spielen werden.
Nach einem spielfreien Februar werden sie dort von März an jeweils in einem Hin- und Rückspiel auf die Handball-Schwergewichte TSV Bayer Dormagen, TuSEM Essen und VfL Gummersbach treffen. Die besten beiden Teams der vier Meisterrunden-Gruppen qualifizieren sich fürs Viertelfinale der Deutschen B-Jugend-Meisterschaft. Das Trainerduo Schiebeler/ Vollmar ist sich einig: „Wir Sportfreunde freuen uns auf sechs hochklassige Spiele gegen die Elite des deutschen Jugendhandballs in unserer wirklich starken Gruppe.“
Für Budenheim spielten und trafen: Paul Kohlmaier, Alexander Estevan – Max Hessinger (8/2), Felix Kessel (6), Alvar Matsuura (4), Henri Schleif, Ole Schiebeler (je 3), Marius Lupp, Frederick Conrad (je 1), Timo Schorr, Henri Schön, Lennard Cordes, Luca Roll, Cornelius Marhöfer, Tobias Stutzmann.
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