Budenheim. (rer) –
„Das war ein Spitzenspiel mit allem, was den modernen Handballsport auszeichnet“, so ein euphorisierter Budenheimer Trainer, Kai Schiebeler, nach dem Abpfiff: „Taktische Raffinessen, Tempo, Emotionen, einige Führungswechsel und eine rote Karte – es war alles dabei!“ Die Sportfreunde-Fans – also der Großteil der rund 250 Besucher in der Budenheimer Waldsporthalle – sahen es ebenso, hatte ihr Team doch gerade einen weiteren Meilenstein zum großen Ziel „Meisterrunde“ erfolgreich bewältig.
Aber von Anfang an: Erstmals nach Wochen konnten die U17-Jugendbundesliga-Handballer der Sportfreunde Budenheim wieder aus den Vollen schöpfen und mussten keine Ausfälle kompensieren. Letzter Rückkehrer war Felix Kessel, der sich in der Woche vor dem Spitzenspiel fit meldete. Trotzdem war geplant, dem Rekonvaleszenten eher wenige Spielanteile und damit etwas mehr Ruhe zu gönnen – doch daraus sollte nichts werden.
Matchplan früh im Eimer
Denn Saarlouis startete furios, Budenheim dagegen ängstlich. Vielleicht war die Aussicht, einen Big Point im Kampf und die Qualifikation zur Meisterrunde zu setzen, eine zu große Bürde. Vielleicht war die Sicherheit nach drei hohen Heimsiegen zu groß, dass es auch ohne vollen Einsatz gegen Saarlouis schon irgendwie laufen werde. Vielleicht war es auch die im Vergleich zum Hinspiel andere Deckungsformation der Gäste – oder vielleicht alles zusammen: Auf jeden Fall überrollten die Gäste aus Saarlouis die Budenheimer Sportfreunde zu Beginn förmlich – und ehe die Gastgeber merkten, wie ihnen überhaupt geschah, lagen sie nach vier Minuten bereits mit 0:4 zurück.
Hinzu kam Pech: Max Hessinger musste sich minutenlang behandeln lassen, nachdem er bei einer Abwehraktion mit seinem Mitspieler Henri Schleif, der bei der Aktion zu allem Überfluss auch noch eine Zweiminutenstrafe kassierte, zusammengestoßen und sich dabei am Kopf verletzt hatte. Ein großes Durcheinander: Hektik auf und neben dem Platz, die Zuschauer geschockt, die Spieler und Mannschaftsverantwortliche in einem Dilemma: Der Matchplan war früh über den Haufen geworfen – und ehe sich die Sportfreunde sammeln konnten, schlug auch schon das 0:5 (7.) ein.
In den Kampfmodus geschaltet
Jetzt musste das Budenheimer Trainerduo, Fabian Vollmar und Kai Schiebeler, reagieren, um dem Spiel eine neue Struktur zu geben: Sie brachten viel früher als eigentlich geplant Felix Kessel. Damit war die Dominanz der Gäste schlagartig beendet. Nach fast neun Minuten erzielte Ole Schiebeler das erste Tor für die Sportfreunde, Felix Kessel verkürzte im nächsten Angriff der Gastgeber auf 2:5 (11.) und in einem sehr rasanten Spiel nur gut eine Minute später Henri Schleif zum 4:6 – die Sportfreunde waren wieder in Schlagdistanz.
Nach 15 Minuten dann eine weitere Schlüsselszene des Spiels, und wieder war Felix Kessel beteiligt: Als er dynamisch durch eine Abwehrlücke stoßen wollte, foulte ihn sein Gegenspieler Lucas Pohling grob regelwidrig. Beide Spieler mussten das Spielfeld anschließend verlassen: der auf den Steiß gefallene Felix Kessel, um sich noch eine Zeitlang auf der Bank weiter behandeln lassen, während das Schiedsrichterinnenduo Sophie Hugger / Helena Nitzke seinem Gegenspieler Rot zeigte, sodass dieser den Rest des Spiels von der Tribüne aus verfolgen musste.
Wieder ohne Kessel und noch immer ohne Hessinger war die Budenheimer Aufholjagd vorerst vorbei – und doch hatte das Sportfreunde-Kollektiv inzwischen in den Kampfmodus geschaltet. Insbesondere Ole Schiebeler hielt die Gastgeber mit seinen Treffern im Spiel, konnte aber nicht verhindern, dass die HG Saarlouis den hohen Einstiegsabstand beim 8:13 (20.) wieder hergestellt hatte – Auszeit Budenheim, in der sich Felix Kessel und Max Hessinger wieder einsatzfähig meldeten. Die anschließenden letzten zehn Minuten der Halbzeit ähnelten der Startphase, allerdings mit getauschten Rollen: Das Spiel kippte, nun dominierten die Gastgeber eindeutig: Über 11:13 (24.) glich Sportfreund Henri Schleif zum 14:14 (29.) aus, ehe Max Hessinger kurz vor dem Halbzeitpfiff mit dem 15:14 sogar die erste Budenheimer Führung gelang.
Der 7:1-Lauf vor der Pause hatte die U17-Sportfreunde beflügelt, viele Worte waren in der Kabine nicht erforderlich: Die Mannschaft war heiß. Und das ließ sie die Gäste mit dem Wiederanpfiff spüren. Auch wenn Saarlouis zunächst noch Anschlusstreffer erzielen konnte, mussten sie ab der 35. Minute abreißen lassen, als die Sportfreunde von 19:18 auf 24:19 (40.) davonzogen. Es hatte den Anschein, das Spiel sei entschieden und es gehe nur noch um die Höhe des nächsten Heimsiegs – doch weit gefehlt. Saarlouis ist bekannt dafür, auch in schier aussichtslosen Situationen nicht aufzugeben: So etwa in der vergangenen Saison, als sie in der Waldsporthalle einen Zehn-Tore-Rückstand noch aufgeholt hatten. Budenheim schaltete erneut einen Gang zurück, und prompt stabilisierten sich die Gäste bis zum 29:25 (47.) nicht nur – sondern sie schalteten wieder in den Angriffs-Modus. Sieben Minuten vor Schluss stand es plötzlich 29:29, und wieder musste ein Budenheimer Time-Out her, um den Hebel ein letztes Mal umzulegen. Diesmal entscheidend: Mit einen 7:2-Lauf in den Schlussminuten ließ der Gastgeber nichts mehr anbrennen, und Alvar Matsuura setzte Sekunden vor dem Abpfiff den Schlusspunkt zum 36:31.
Durch den dritten Erfolg in Serie haben sich die Sportfreunde mit nunmehr 10:4 Punkten Rang zwei erobert. Entscheidender ist aber, dass den Budenheimern die Qualifikation für die Meisterrunde und die nächstjährige Jugendbundesliga kaum noch zu nehmen ist. Denn sie haben nicht nur den Abstand auf Rang vier verteidigt, sondern auch den direkten Vergleich mit der HG Saarlouis für sich entschieden, auf den es bei Punktgleichheit am Ende ankommen könnte.
Erst Aktiv-Weihnachtspause, dann Koblenz
Jetzt geht es erst einmal in die Weihnachtsferien, die die Budenheimer Bundesligisten weiter mit handballerischen Aktivitäten verbringen wollen. Neben Trainingseinheiten stehen ein Lehrgang der Rheinland-Pfalz-Auswahl und für einige Teammitglieder voraussichtlich der Deutschland-Cup an. In der U17-Bundesliga geht es weiter am 11. Januar, 16 Uhr, mit dem Auswärtsspiel beim HC Koblenz. Mit einem weiteren Sieg wäre das erste Saisonziel „Meisterrunde“ endgültig und frühzeitig erreicht.
Für Budenheim spielten und trafen: Paul Kohlmaier, Alexander Estevan – Henri Schleif (9), Max Hessinger (8/1), Ole Schiebeler (7/2), Felix Kessel, Phillip Patrzalek (je 4), Alvar Matsuura, Maximilian Sieder (je 2), Timo Schorr, Marius Lupp, Cornelius Marhöfer, Henry Schön, Luca Roll, Lennard Cordes.
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